Filialkirche Stadlkirchen

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Als kunsthistorisches Kleinod entpuppte sich die Filialkirche Stadlkirchen nach ihrer Restaurierung Anfang der 90-er Jahre. Jede Kunstepoche hat in der kleinen Kirche ihre Spuren hinterlassen:

Aus der Gotik stammt der freskengeschmückte Altarraum. Auf die Renaissancezeit gehen der Epitaph des Erbauers des Hauptschiffes, Georg von Neuhaus, sowie dessen Totenschild und Grabplatte zurück. Barock ist die Kreuzigungsgruppe an der Ostwand und die Bemalung des Altars. Aus der Neugotik stammen Kreuzweg, Bilder und Statuenschmuck. Der neugotische Haupt- und der Seitenaltar konnten wegen des weit fortgeschrittenen Verfalls nicht mehr aufgestellt werden.

Bereits im Jahr 1074 ist im Kirchweihbuch von St. Florian die Weihe einer Kapelle in Stadlkirchen zu Ehren der hl. Margarete verzeichnet. Sie gehörte zum Besitz des Adelsgeschlechts der Stadler, die aus St. Florian hergezogen waren und hier ein Schloss bauten. 1263 wird zum ersten Mal eine Kirche urkundlich erwähnt. Die Stadler sorgten im 13. und 14. Jahrhundert mit verschiedenen Schenkungen für das nach mehrmaliger Zerstörung offenbar von ihnen neu erbaute Gotteshaus, das als Filialkirche von Dietach dem Kloster Gleink inkorporiert war.

Um 1350 erstellte die Malerschule von St. Florian im Presbyterium herrliche Fresken, die später mehrmals übertüncht und im 16. Jahrhundert teilweise mit neuen Fresken übermalt wurden.

1532 steckten die Türken das Gotteshaus in Brand, das Mittelschiff stürzte ein. Der Schlossbesitzer Georg von Neuhaus ließ die Kirche 1540 wieder aufbauen. Er war mit einer Nachfahrin der Stadler verheiratet und als kaiserlicher Rat, kaiserlicher Salzamtmann in Gmunden und "Verordneter der Landstände" in Oberösterreich ein bedeutender Mann. Unter seiner Herrschaft wurde Stadlkirchen ein Zentrum des Protestantismus.

Nach dem Tod des letzten Neuhausers 1683 wechselte das Schloss Stadlkirchen wiederholt den Besitzer und es verfiel immer mehr. Die Kirche, wieder "katholisch" geweiht, hatte nach der Auflösung des Klosters Gleink 1784 nur mehr örtliche Bedeutung. Bemühungen, aus Stadlkirchen eine eigene Pfarre zu machen, scheiterten mehrmals. Die Bevölkerung ließ ihre Kirche aber nie verfallen.

Die jüngste, große Generalrestaurierung der Kirche in der Amtszeit von Pfarrer Josef Gföllner in den Jahren 1988-1993 brachte sensationelle kunsthistorische Entdeckungen. Auf Anraten des in Stadlkirchen zugezogenen Kunstkenners Arthur Kment forschte das Denkmalamt nach Wandmalereien im Chor des Gotteshauses und wurde fündig.

Die Restaurierung der Kirche führte der in der Nähe ansässige Restaurator Josef Wintersteiger durch. Restaurator Moser-Seiberl aus Bad Aussee renovierte die Statuen, Restaurator Anton Hofinger aus Pennewang gab dem Kreuzweg und den Bildern neuen Glanz.

Zur Wiedereröffnung der Kirche am 12. September 1993 hielt Prälat Wilhelm Neuwirth aus St. Florian den Dankgottesdienst.

Die Kirche von Stadlkirchen ist wieder mit Leben erfüllt. Es werden wieder regelmäßig hl. Messen und Andachten abgehalten. Am Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag) wird Kirchweih mit dem traditionellen "Kirtag" gefeiert. Die Kirche wird auch gerne als Hochzeitskirche und für Konzertveranstaltungen verwendet. Sie ist außerhalb der Gottesdienstzeiten versperrt. Über die Möglichkeit der Besichtigung und von Führungen weiß man im benachbarten Bauernhaus Eßl oder im Gasthaus Bescheid.

Sehenswürdigkeiten

Auf Georg von Neuhaus gehen einige kunsthistorische Sehenwürdigkeiten zurück:

  • Der Epitaph aus Marmor und Solnhofner Stein, der nach der Innenrestaurierung der Kirche 1990-93 wieder an seinen ursprünglichen Platz an der Ostwand des Seitenschiffes zurückgebracht wurde. Er wird umrahmt von drei großen in Rollwerk gerahmten Medaillons mit der Darstellung des zum Weltgericht erscheinenden Christus, einer Kreuzigung und eines Weihnachtsbildes.
  • Die Grabplatte an der rechten Wand des Chores. Georg von Neuhaus starb 1593.
  • Der hölzerne, bemalte Totenschild über der Eingangstür. Der Brauch des Totenschildes stand nur dem Adel zu und wurde in der Renaissancezeit wieder belebt.
  • Die bemerkenswerte Farbfassung in ocker und violett des Langhauses.
  • Die Bemalung des Presbyteriums aus dem 14. Jahrhundert:
    Gewölbe: Darstellung der Evangelisten
    Nordwand: Darstellung der Geburt Christi mit Verkündigung der Hirten und Anbetung der Hl. Drei Könige zu Ross
    Ostwand: Hl. Margarete und unbekannter Stifter Verkündigungsdarstellung; Schutzmantelmadonna (das bisher einzige vollkommen erhaltene Bild dieser Art aus der Mitte des 14. Jh. in Oberösterreich)
    Südwand: Weltgerichtsdarstellung aus dem Anfang des 16. Jh. Zwei Putzschichten darunter: Weltgerichtsdarstellung aus dem 14. Jh. (auf Anraten der Denkmalschutzexperten nur teilweise freigelegt)
    Westwand: Seltene Darstellung der Gaben des Hl. Geistes als Trauben

Textquelle: Kirchen, Kapellen und Kleindenkmäler in der Gemeinde Dietach, Herausgeber: Gemeinde Dietach, Buch erhältlich am Gemeindeamt Dietach

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Stadlkirchen
4407 Dietach

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